Die letzten Tage in Neuseeland sind angebrochen. Mittlerweile bin ich gemeinsam mit meiner österreichischen Begleitung (ich freu mich wirklich über diesen Besuch) auf der Südinsel unterwegs – die folgenden Blogeinträge entstehen gemeinsam…
Tag 1 (23. November):
Strecke: Auckland (0 km)
Die Verstärkung aus Österreich kommt in Auckland an – das Abenteuer kann also beginnen! Und das tut es auch gleich in den ersten Minuten. Nicht einmal vom knallgelben Crew-Schild und den vielen Flughafen-Aufklebern abgeschreckt wird der Koffer der Chefstewardess geschnappt. Die Verwechslung wird knapp vorm Einsteigen in den Bus bemerkt. Einen peinlichen Umtausch und viele unterwürfige Entschuldigungen bei der betroffenen Mitarbeiterin von Air New Zealand später sind wir nach einer weiteren kleinen Weltreise endlich am Campus angekommen. Der Gast aus der Heimat bekommt sogar sein eigenes Zimmer.
Stadttour, Fahrt auf den Skytower, Rundgang durch den Hafen sowie der Besuch der Lieblingslokale mit köstlichem Bier runden Tag Eins im Süden der Welt ab.
Tag 2 (24. November):
Strecke: Flug Auckland-Queenstown, Queenstown-Five Rivers-Moosburn-Te Anau (186 km)
Tag Zwei beginnt gleich mit einem Schock: Als locker-lässige Studenten (schließlich wohnt man ja am legendären Campus) machen wir uns erneut auf den Weg zum Flughafen – Queenstown wartet auf uns. Der strenge Schaffner schenkt selbst der Langzeit-Studenten-Version keinen Glauben, knallhart wird eine Aufzahlung vom günstigeren Ticket verlangt. Ob die grauen Strähnen doch schon zu viel sind?
Reibungslos dann der Flug zum International Airport der 10.000 Einwohner-Stadt Queenstown. Nach der Gondelfahrt auf den Hausberg mit wunderbarem Ausblick auf Stadt und See gehts mit dem gemieteten Toyota Richtung Te Anau. Auf halber Strecke nimmt der Fahrer dann den Kampf mit einem Vogel auf. Das Ende: Vogel tot, linker Blinker hängt aus der Halterung. Ein Pflaster kann schnell Abhilfe schaffen.
Die erste Nacht ist in einer Jugendherberge geplant: Um als bequeme “Koffer-Touristen” nicht mit bösen, schiefen Blicken bestraft zu werden, lassen wir die großen Taschen lieber im Auto. Die nötigsten Utensilien werden im Schutz der Dunkel in den kleinen Outdoor-Rucksack umgepackt und mit diesen selbstbewusst die Herberge zu betreten. Das Schnösel-Image konnten wir so erfolgreich versteckt halten.
Tag 3 (25. November):
Strecke: Te Anau-Milford Sounds-Te Anau-Manapouri-Clifden-Riverton-Invercargill (435 km)
Tag Drei beginnt noch bei Dunkelheit – schließlich fängt der frühe Vogel den Wurm und wir wollen vor den Touristenbussen auf der Straße Richtung Milford Sound sein. Die Mühen der langen und anstrengenden Autofahrt werden mit einer beeindruckenden Landschaft und einem grandiosen Ausblick auf die Mächtigkeit der Natur belohnt. Das lahme Auto wird bei der Berg- und Talstrecke an seine Grenzen gebracht, der Mensch in der Maschine überschreitet sie sogar. Einen Kilometer fahren wir durch einen schmalen, unbeleuchteten, steilen und ungesicherten Tunnel mit kleinen Wasserfällen – als mutige Männer geben wir ein mulmiges Gefühl zu. In Wahrheit waren wir über jeden einzelnen Haltegriff im Auto froh.
Die Rück- und Weiterfahrt in die idyllische (industriell geprägte) Kleinstadt Invercargill (mit nur Ein-Stock-hohen Häusern) gestaltet sich entspannter. Viel aufregender dann die Suche nach einem offenen Lokal in der 50.000-Einwohner-Stadt. Nach 20 Minuten Fußmarsch taucht dann endlich ein Irish-Pub auf, zum Abendessen gibts auch die erste Lektion in Kiwi-Culture auf dem Präsentierteller. Fazit: Schon um 21 Uhr betrunkene und relativ laut sprechende Einheimische, nackte Füsse oder Schuhe auf Lokaltischen und interessierte Fragen an die Touristen gehören einfach dazu.
Kleiner Nachtrag zum Kampf mit dem Vogel: Seinen letzten Sieg durfte das Federvieh nicht mehr miterleben. Auf der Fahrt Richtung Süden haben wir den Blinkerkasten verloren. Nach der Suche im Straßengraben hilft jetzt wohl nur mehr Super-Kleber!
Tag 4 (26. November):
Strecke: Invercargill-Fortrose-Slope Point-Papatowai-Owaka-Nugget Point-Balclutha-Dunedin (300 km)
Tag Vier der Kiwi-Tour beginnt nachdem wir alle Utensilien für die Blinkerreparatur besorgt hatten mit einem Frühstück im südlichsten Starbucks der Welt (Invercargill). Gut gestärkt führt uns der kurvige Weg entlang der Südküste bis zum südlichsten Punkt Neuseelands – dem Slope Point. Nur mehr 4800 Kilometer vom Südpol entfernt präsentiert sich die Welt in einer ganz anderen Dimension: Der unendliche Blick übers Meer – ist dort wirklich das Ende der Welt?
Durch weite grüne Täler, steile Hügel und entlang von Meerbuchten fahren wir weiter zum Nugget Point, dem Süd-Ost-Zipfel der Südinsel. Auch Seelöwen müssen den Ausblick um den kleinen Leuchtturm genießen, viele von ihnen nutzen die dortigen Felsen als Ruheplätze.
Auf der Reise entlang der Küste werden auch das erste Mal kleine Heimatgefühle wach. Wir machen Rast bei einer Aussteigerin aus Salzburg (in “Niagara Falls”), die und vorzüglich versorgt. Mit den vier Wiener am Nachbartisch entwickelt sich sogar ein Gespräch, das aber nach einer einzigen Frage schon wieder zu Ende ist: “Aus welchem Bezirk kummts ihr denn?”
Den Abend und die Nacht verbringen wir in einem historischen Hotel in Dunedin im Osten der Insel. Lektion 2 in Kiwi-Culture steht beim Weggehen auf dem Programm – das Thema der mehrstündigen Studie: Das Tanz- und Balz-Verhalten der jungen Kiwis am Freitagabend. Fazit: Junge Damen tragen hohe Stöckelschuhe, die Burschen Flip-Flops oder Wanderschuhe – und: total besoffen sein ist auch hier ab 21 Uhr salonfähig!
Tag 5 (27. November):
Strecke: Dunedin-Otago Peninsula-Dunedin-Milton-Raes Junction-Roxburgh-Alexandra-Cromwell-Queenstown 373 km
Der nächste Tag sollte ohne weitere Blinker- und Auto-Zwischenfälle über die Bühne gehen (die vorläufige Reparatur mit Isolierband besteht den Härtetest) – auch im Nebel. Den Morgen von Tag Fünf verbringen wir nämlich auf der so schönen Otago Peninsula direkt bei Dunedin. Der Nebel versperrt jegliche Sicht auf Meer oder Landschaft und erinnert sehr an das österreichische November-Wetter.
Dafür erklimmen wir lieber die steilste Straße der Welt (Baldwin Street in Dunedin), deren Gehsteige sogar als Stufen ausgeführt sind. Manche Touristen kommen dorthin, gehen 50 Meter nach oben, geben auf (oder mssen aufgeben) und lassen sich dort fotografieren.
Die Tour selbst geht jetzt zurück in den Westen der neuseeländischen Südinsel, unser Ziel ist der Ausgangspunkt Queenstown. Wir wählen dafür die Hauptverbindung über die Motorways 1 und 8 – es geht schnell voran, dafür gibt es aber auch nicht viel zu sehen. Zwischen Roxburgh und Alexandra werden wir dann angenehm überrascht: Stauseen und Dämme prägen die wunderschöne Landschaft, einmalige Felsformationen sind bei Alexandra zu sehen (diese Strecke kann ich nur empfehlen).
Den Abend verbringen wir dann in der Adrenalin-Hauptstadt Queenstown und müssen am Samstag Abend (!) um 1:00 Uhr gelangweilt wieder abziehen – tote Hose in allen Clubs. Sehr Schade, die Stadt selbst ist aber auf jeden Fall einen Besuch wert.
Tag 6 (28. November):
Strecke: Queenstown-Cardrona-Wanaka-Haast Pass-Haast (228 km)
Die langen Tage und kurzen Nächte fordern ihr Opfer: es wird der erste ruhige Tag eingelegt. Ausgiebiges Frühstück mit Blick über den See (Queenstown) und bereits nach 50 Kilometern der erste Zwischenstopp in Wanaka. Dort wird die Mittagszeit – wieder einmal – am See in der Sonne (oder je nach Vorlieben im Schatten genossen). Als Belohnung winkt ein kleiner Snack und ein Eis.
Die Stärkung hatten wir auch dringend notwendig, im Labyrinth des Wanaka Puzzle House haben wir locker fünf Kilometer abgespult und dabei alle vier farbigen Türme gefunden. Die Aufgabe war somit erfüllt, nur den Ausgang haben wir nicht mehr gefunden. Dass wir über den Notausgang verschwunden sind, hat glücklicherweise niemand bemerkt.
Danach wird die erste Überquerung der neuseeländischen Alpen (Haast Pass) in Angriff genommen, auch auf diesem Weg werden wir wieder mit traumhaften Aussichten belohnt. Nicht umsonst hat mal jemand geschrieben: “Mit dem Auto in Neuseeland unterwegs zu sein funktioniert wie Fernsehen – einfach da sitzen und das tolle Programm genießen.”
Mit dem Programm war dann allerdings bald Schluss – die Ruhe des ganzen Tages wurde am Abend unfreiwillig verlängert. Im 300-Einwohner-Ort Haast sperrt die Dorfkneipe nämlich um 21 Uhr zu. Unser Flehen nach zwei schnellen Abschlussgetränken wurde mit vehementen Kopfschütteln abgelehnt. Unter den 100 Hirschgeweihen an Decke und Wänden war der böse Blick der Kellnerin ziemlich einschüchternd und wir haben uns in die Wildnis verabschiedet, um Fuchs und Hase gute Nacht zu sagen.
Weiterer Plan:
In den nächsten Tagen geht es an der Westküste Richtung Norden (vorbei an den Gletschern) bis Punakaiki, von dort dann über den Arthurs Pass nach Christchurch. Anschließend steht noch Wellington und Auckland am Programm.