Was in einer Zeitung das Lektorat oder bei Blog-Artikel die Online-Rechtschreib- & Grammatik-Prüfung (ich empfehle den Duden) ist bei Web-Anwendungen das UX-Testing. Denn eine Seite bzw. eine Anwendung soll
- fehlerfrei funktionieren,
- von möglichst allen User:innen korrekt verstanden und genutzt werden können bzw.
- Fehlerquellen und falsche Anwendungen auf ein Minimum reduziert werden.
So zumindest mein Verständnis von User Experience – kurz UX.
Und was schreibt Wikipedia über UX Testing? Ein Usability-Test wird durchgeführt, um die Gebrauchstauglichkeit einer Software oder Hardware mit den potenziellen Benutzern zu überprüfen.
User Testing ist zeitintensiv und kann ziemlich nerven. Verzichte dennoch nicht darauf – wie folgende Geschichte zeigt.
Meine persönliche Erfahrung auf thalia.at
Meine Thalia-Bonuscard hab ich tatsächlich nie dabei. Daher ist mein erstes To Do nach dem Weg aus dem Geschäft auf die Website zu gehen und dort meinen Einkauf als Bonuscard-Besitzer im Online-Formular nachzutragen.
Wie ich vor wenigen Tagen festgestellt habe, ist in dem Formular eine neue „Funktion“ implementiert worden, die wohl nicht ganz wie gewünscht funktioniert. Ist das ausreichend getestet worden? Waren User:innen in die Entwicklung eingebunden? Und was ist mir bei der Gelegenheit noch aufgefallen?
Das sind meine Top 3-Fails des Nachtrags-Formular
#1: Eingabe der Bonuscard-Nummer
Kommen wir gleich zum Stein des Anstoßes: Der Eingabe meiner Bonuscard-Nummer. Es gibt die Funktion, seine Karte zu scannen. Guter Gedanke, doch mangelhaft umgesetzt:
Zu Beginn stellt sich mir die Frage, wer würde seine Bonuscard wirklich scannen? Habe ich sie bei der Hand, würde ich sie doch an der Kasse zeigen. Gibt es genügend Anwendungsfälle dafür?
Möchte ich meine Kartennummer mittel Copy-Paste in das Feld einfügen (weil ich die Kartennummer zB von einer alten digitalen Rechnung kopieren kann), ist diese Funktion deaktiviert. Ich werde gezwungen, meine 13-stellige Nummer händisch einzutragen.
Nicht genug, mir wird die komplette Tastatur angezeigt – anstatt nur die Zahlen einzublenden (was technisch ziemlich easy ist). Die Fehleranfälligkeit steigt von Zahl zu Zahl und damit auch der Frust bei den User:innen.
In der Desktop-Version ist das Symbol zum Scan der Karte ebenfalls vorhanden, jedoch ohne Funktion. Lässt sich das nicht ausblenden?
Fazit: Durchs Testen kommen einige Widersprüchlichkeiten an die Oberfläche.
#2: Buchstaben in Zahlen-Feldern
Was schon beim ersten Fail offensichtlich war, zieht sich weiter.
Die Einstellungsmöglichkeiten (Einschränkungen, Vorgaben) für Formularfelder wurden nicht ausreichend genutzt.
Wenn bei Feldern wie der Kassa oder Bon-Nummer ganz explizit eine Zahl notwendig ist, warum wird die komplette Tastatur angezeigt? Warum nicht nur die Ziffern?
Warum lässt das Summenfeld Buchstaben zu und gibt erst nach dem Abschicken des Formulars eine Fehlermeldung aus?
Fazit: Mit Platzhaltern könnte die Wahrscheinlichkeit einer fehlerhaften Eingabe deutlich reduziert werden.
#3: Mobile Ansicht
Eines ist offensichtlich: Fürs SmartPhone ist das Formular nicht vorgesehen.
Das Beispielbild des Bons (rechts) ragt über den Bildschirmrand hinaus, die Seite lässt sich seitlich scrollen.
Die Formularfelder sind nicht gleich hoch formatiert und Platzhalter (wie zB „Thalia Bonuscard Nummer“ oder „Bitte wählen Sie“) werden teilweise abgeschnitten.
Fazit: Spätestens jetzt wird klar, dass die gut gemeinte Funktion nur auf Desktop-Geräten optimal angezeigt wird, auf denen sie nicht nutzbar ist.
Nicht aufs User Testing vergessen
Zu jedem Content-Projekt – egal ob ein simples Social Media-Posting oder eine große Kampagne mit einer Landingpage und verschiedenen Werbemitteln – gehört Testing dazu. So können wir ausschließen, dass unsere Inhalte missverstanden, Anwendungen falsch genutzt oder der Content gar nicht erst gesehen wird.
Eines lässt sich dabei nicht vermeiden: Mit jedem neuen Feedback, mit jeder neuen Testerin, mit jedem neuen User werden wir mehr finden. Die Frage „Wann ist genug wirklich genug?“ musst du dir von Projekt zu Projekt individuell stellen und beantworten.
Ich unterstütze gerne bei jedem UX-Projekt, erarbeite nach dem umfangreichen Testing klare Empfehlungen und setze diese auch gerne um. Vereinbare gleich direkt ein kostenloses Erstgespräch.