Gehalt in Jobinseraten: Lieber ehrlich sein!

„Unternehmen schaden nur sich selbst“ – diese Schlagzeile in der Presse-Printausgabe vom 26. August hat meine Aufmerksamkeit erregt. Denn es geht ums liebe Geld. Besser gesagt: Um die gesetzlich verpflichtenden Angaben zur Bezahlung in Stelleninseraten.

Die Idee dahinter ist super: Unternehmen müssen von vorn herein sagen, wieviel sie für den jeweiligen Job bezahlen. Das sorgt für mehr Transparenz und fairere Bezahlung – soweit in der Theorie.

Die Praxis ist aber komplett anders: Während die Angaben in den Inseraten nach Inkrafttreten des Gesetzes noch sehr realistisch waren oder zumindest Bandbreiten genannt wurden, ist der aktuelle Status Quo eher frustrierend. Unternehmen machen es sich einfach und nennen in der Ausschreibung lediglich den Mindestlohn laut Kollektivvertrag. Das ist doppelt ärgerlich: Denn zum einen dürfen sie ohnehin nicht darunter bezahlen. Zum anderen gilt für 98 Prozent aller österreichischer Arbeitnehmer*innen ein Kollektivvertrag – Jobinserate werden damit eher zu ein Verlautbarungsorgan der aktuellen KV-Sätze (teilweise sogar ohne sie explizit zu nennen).

Nachteil für Unternehmen

Diese Praxis mag für HR-Abteilungen und Unternehmen ziemlich bequem sein, kann aber ordentlich nach hinten losgehen – so der Tenor einer aktuellen Studie der Uni Innsbruck, die in dem Zeitungsartikel erwähnt wird. Denn: Jobsuchende bewerben sich gar nicht mehr auf Stellen, in denen zB nur das Mindestgehalt angegeben wird.

Hier meine Top 3-Learning der Studie:

  1. Ist in der Ausschreibung lediglich das Gehalt laut Kollektivvertrag angegeben, bewerben sich drei Viertel erst gar nicht.
  2. Die üblichen Hinweise auf „Überbezahlung“ oder „Verhandlungsbasis“ motivieren Interessierte keinesfalls dazu, sich trotzdem zu bewerben.
  3. Gehaltsspannen vermitteln das Gefühl einer individuellen und fairen Bezahlung – und haben dadurch positiven Einfluss auf die Rate der Bewerbungen.

Mehr über das Thema

Das Thema Gehalt ist ja immer für Diskussionen gut: Etwa wie Mitarbeiter*innen mit Gehaltstransparenz umgehen oder wie es um gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit (den Gender Pay Gap) steht.

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