Eine alte Redewendung bringt es auf den Punkt: „Red’s doch in a Sackl.“ Ungefähr so müssen sich also unsere Vortragenden manchmal fühlen, wenn sie Spätabends ihre Vorlesungen über Zoom abhalten.
Diese Erfahrung durfte ich im abgelaufenen Semester im Rahmen meines Masters (Content Strategie an der FH Joanneum) gleich zwei Mal machen. Immer dann, wenn ich über unseren Videochat eine Präsentation gehalten habe – egal ob für ein Gruppenprojekt oder meine Semesterarbeit.
Ist das Screen-Sharing an und die Präsentation endlich im Präsentations-Modus, schalten alle Teilnehmer_innen ihr Mikro auf Mute und plötzlich ist es mucksmäuschenstill.
Ich sitze also Zuhause an meinem Esstisch (der ist groß genug, dass er auch als Arbeitstisch dient) und erzähle etwas für Personen, die hunderte (oder tausende) Kilometer entfernt sein können. Weder habe ich mich besonders hübsch gemacht, noch muss ich gerade stehen. Und selbst wenn das Deo versagt, das fällt niemandem auf.
So eine Präsentation One-Way – ganz ohne Rückkanal und direktes Feedback – bringt einen ziemlich ins Grübeln.
- Was machen die Zuhörer_innen eigentlich?
- Trifft das Wort Zuhörer_in überhaupt zu oder hören sie weg?
- Wo sind sie gerade?
- Welcher Snack wird gerade verschlungen?
Die unmittelbare Reaktion des Publikums hilft bei Präsentationen und Moderationen ungemein. In diesem Fall ist sie weg-gemutet. Ich muss drauf vertrauen, dass alles klappt und die Technik funktioniert.
Die Technik ist eine tolle Sache. Denn sie macht es möglich, dass wir uns weltweit immer besser vernetzten und austauschen können. Durch ein solches Studium mit großem Online-Teil (wo versäumte Einheiten auch nachgeholt werden können) haben mehr Menschen Zugang zu Bildung und Themen, die sie brennend interessieren. Ein großer Plus-Punkt.
Das Gefühl des „Ich-rede-etwas-ins-Nicht“ bleibt für die/den Vortragende_n trotzdem bestehen. Das ist einer der Gründe, warum ich gerne meine Kamera bei den Online-Vorlesungen an lasse. Denn direktes Feedback ist nicht nur wichtig, es zeugt auch von Respekt.